Redebeitrag

der Stadtverordneten Brigitte Forßbohm in der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 13. Juli 2023 zur TOI-TOP9: „Ostfeld – Akzeptanzmanagement jetzt!“

 

Es gilt das gesprochene Wort.

 

Sehr geehrter Herr Stadtverordnetenvorsteher,

sehr geehrte Damen und Herren,

liebe Gäste,

 

In jedem Antrag zur Bauleitplanung lesen wir, dass Wiesbaden mit einem kontinuierlichen Anstieg der Bevölkerungszahl um 4,4% – das sind ca. 13.000 Personen –, bis 2035 rechnen müsse.

 

Tatsächlich stagniert aber der Bevölkerungszuwachs seit einigen Jahren. 2020 und 2021 gab es sogar einen leichten Rückgang.

 

Nach der neuesten Prognose des Hessischen Statistischen Landesamts wird sich die bisher angenommene Bevölkerungsentwicklung für Wiesbaden bis 2050 sogar umkehren, nämlich mit einer Abnahme von 4,1 %,, was auf den hohen Altersdurchschnitt der Wiesbadener*innen zurückgeführt werden kann.

 

Doch was heißt das für den Wohnungsbedarf in Wiesbaden?

Das seien "zwei unterschiedliche Paar Schuhe", meint der Oberbürgermeister und beauftragt in der Hoffnung auf bessere Zahlen das Institut für Wohnen und Umwelt, eine neue Wohnbedarfsanalyse für Wiesbaden zu erstellen.  Was haben wir von diesem Institut bisher nicht schon alles gehört, was den Ostfeldbefürwortern nur so in den Ohren klingt! So wird im Antrag von CDU und FDP die Prognose aus dem Jahr 2017 (!) aus dem Keller geholt, nach der Wiesbaden bis 2040 32.000 neue Wohnungen benötige. Das gleiche Institut sah 2018 nur noch einen Bedarf von 26.400, und 2020 nur noch einen von ca. 21.000. Man darf auf die neuen Zahlen gespannt sein. Nicht berücksichtigt werden bei den Berechnungen des IWU-Instituts, soziale Kriterien, das heißt, was und für wen gebaut wird. Auch nicht neue Trends wie Gemeinschaftliches Wohnen, mehr Homeoffice und bessere Verkehrsanbindungen.

Politisch relevant ist jedoch das Ergebnis der Pestel-Studie von 2018, nach dem Wohnungen mit Mieten von 10,50 – 14 Euro in Wiesbaden „kein angespanntes Marktsegment“ darstellen.[i]

In Wiesbaden liegt der Nachholbedarf also vor allem bei bezahlbaren Wohnungen. Dem haben wir mit dem Baulandbeschluss in der letzten Stadtverordnetenversammlung Rechnung getragen.

Ein Ostfeld braucht es dafür jedenfalls nicht!

 

[i]  Pestel-Studie, S. 151.

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RB-2023-07-13-BF-TOP9-TOI
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